Osteopathische Medizin beinhaltet eine umfassende manuelle Diagnostik und Therapie im Bewegungssystem, den inneren Organen und am Nervensystem. Im Zentrum der Therapie steht nicht die Behandlung einer Krankheit an sich, sondern immer die individuelle Situation des Patienten.
Viele Krankheiten sind Ausdruck eines gestörten Zusammenspiels der verschiedenen Systeme und Organe des Körpers, denn es besteht eine wechselseitige Wirkung von Struktur und Funktion in unserem Organismus. Die Funktionsstörungen zeigen sich als beeinträchtigte Bewegungen einer Struktur, die der Osteopath feststellt und behandelt.
Bei einer Osteopathiebehandlung wird nicht ein einzelnes Symptom therapiert. Ziel ist es vielmehr, die Funktionsstörungen und Blockaden zu beseitigen, die eine Krankheit begünstigen, sie herbeigeführt haben oder fortdauern lassen. Dem Körper wird geholfen, wird durch den Ausgleich von Spannungen geholfen, wieder ins Gleichgewicht zu finden.
Osteopathie ist ein Diagnose- und Therapiekonzept, bei dem der Behandler lediglich seine Hände gebraucht. Es ist also ein manualmedizinisches Verfahren. Die Osteopathie kann als alleinige Therapie oder auch als Ergänzung zu schulmedizinischen oder auch naturheilkundlichen Therapien durchgeführt werden.
Techniken
Strain-Counterstrain-Techniken
Es werden spezifische Tenderpoints, die in Bezug zu segmentalen Funktionsstörungen stehen, aufgesucht und über neuromuskuläre Reflexwege eine Lockerung der Muskulatur, Verlängerung verkürzter Muskeln und Lösung von Wirbeldysfunktionen erzielt. Ab 1955 von Lawrence H. Jones entwickelt.
Muskel-Energie-Technik
Direkte oder indirekte Weichteiltechnik, wobei die Muskelkraft des Therapeuten und/oder die des Patienten verwandt wird, um mittels direktem Muskelzug, postisometrischer Relaxation oder antagonistischer Hemmung den therapeutischen Effekt zu erzielen. In den 50er-Jahren des 20. Jahrhunderts von Fred. L. Mitchell, Sr. entwickelt.
Myofascial Release-Techniken
Indirekte oder direkte Weichteiltechnik zur Behandlung von Faszien. Faszien sind bindegewebige Strukturen, die die Muskeln umhüllen und das interstitielle Bindegewebe durchziehen. Als dreidimensionales Netzwerk verbinden sie sämtliche Regionen des Körpers bis in den Interzellularraum. Über neuromuskuläre Reflexschleifen kommt es zu einem Spannungsausgleich (Balancierung) und zur Beseitigung von Dysfunktionen.
Viszerale Techniken
Über manuelle Beeinflussung der inneren Organe und ihrer Aufhängestrukturen wird die Organbeweglichkeit verbessert und es können über Verbindungswege zwischen inneren Organen und Bewegungsapparat (viszero-somatische Reflexwege) Erkrankungen des Bewegungsapparates beeinflusst werden.
Craniosakrale Techniken
Die manuelle Beeinflussung der Beweglichkeit und des Zusammenspiels von einzelnen Schädelknochen, bindegewebiger Septen im Cranium und des Kreuzbeines hat therapeutische Effekte vor allem auf neuromuskuläre Störungen (z. B. bei Kindern mit Entwicklungsverzögerung), chronische Kopfschmerzen, Kiefergelenksdysfunktionen, chronische Wirbelsäulenbeschwerden usw.. William Garner Sutherland, ein Schüler Stills, gilt als Vater dieser Methode.
HVLA - Techniken
Es handelt sich um Manipulation einzelner Wirbelsegmente und Gelenke, verwandt mit der bekannten Chirotherapie. Hierbei kann die vorsichtige Manipulation in die freie und gesperrte Richtung erfolgen.
Balanced Ligamentous Tension/Ligamentous Articular Strain-Techniken
Durch Einstellen einer exakt definierten Position eines Extremitätengelenkes oder Muskels und Halten dieser Position unter axialem/longitudinalem Druck bis zur vollkommenen Entspannung des umgebenen Gewebes wird die Gelenkfunktion verbessert, das Bewegungsausmaß vergrößert, die Gewebstrophik positiv beeinflusst und die schmerzhafte Muskelverspannung gelöst.
Facilitated Positional Release-Technik
Das dysfunktionelle Segment oder Gelenk wird dreidimensional in die Position der größten Gewebsentspannung gebracht und dort gehalten. Durch Kompression oder Traktion wird zusätzlich eine Facilitation erzielt.
Still-Technik
Ausgehend von der Position der größten Gewebsentspannung wird das dysfunktionale Segment oder Gelenk unter axialem Druck wiederholt in die restringierte Richtung geführt. Dabei wird bei jedem Durchgang ein größeres Bewegungsausmaß erzielt, bis die Dysfunktion beseitigt ist. Von A.T. Still entwickelte Technik.
Lymphdrainage
Sie bedient sich gerichteter spezieller Massagetechniken, um den Lymphabstrom aus bestimmten Gebieten zu fördern. Neben der physikalischen Entstauung wird die schmerzbedingte Störung der Lymphgefäße überwunden, wodurch Früh- und Spätsymptome des vegetativen Nervensystems (wie z. B. beim Complex-regional-pain-syndrom CRPS, ehemals M. Sudeck) zu behandeln sind.